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Langzeitbelichtung ohne Stativ

Portfolio

Langzeit-belichtung ohne Stativ

Jederzeit und überall

Langzeitbelichtung

aus der freien Hand

Auf meinen Reisen und Touren stand ich immer wieder vor dem gleichen Problem: An einem wundervollen Spot hätte ich gerne eine Langzeitbelichtung gemacht, doch diese war aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Die Gründe hierfür sind ganz vielfältig:

    • die Verwendung eines Stativs ist nicht erlaubt
    • es ist nicht möglich ein Stativ aufzubauen
    • aus Platz- oder Gewichtsgründen ist das passende Stativ nicht dabei
    • auf eng geplanten Touren fehlt die Zeit für den Aufbau einer klassischen Langzeitbelichtung

Da ich auf solche Aufnahmen nicht verzichten möchte habe ich über die Jahre alternative Möglichkeiten und Techniken entwickelt, um auch in diesen Situationen professionelle Langzeitbelichtungen anfertigen zu können.

Simulation der Langzeitbelichtung durch Mehrfachbelichtung

Es liegt nahe, eine Langzeitbelichtung einfach durch mehrere Aufnahmen und einer Mittelwertverrechnung zu simuliern. In der Praxis hat diese einfache Methode ein paar Tücken.

Bei Aufnahmen aus der freien Hand verschieb sich der Bildausschnitt zwangsweise immer etwas. Dies ist insbesondere bei Paralaxenverschiebungen bei klar definierten Strukturen problematisch. Weiterhin ist die Belichtungszeit und die Anzahl Aufnahmen von entscheidender Bedeutung.

Es gibt zahlreiche Kameraeinstellungen, die in der richtigen Kombination die Ergebnisse erheblich verbessern können.

Das richtige Kamera Setup

Schneller Wechsel der Modi durch Shortcuts

Da ich die Technik häufig anwende, um Zeit zu sparen, liegt die erste Zeitersparnis bereits darin, die zahlreichen benötigten Einstellungen in einem individuellen Aufnahmemodus auf der Kamera vorzubelegen. So können alle Grundeinstellungen mit einer Taste vorgenommen werden und es müssen nur noch die für die jeweilige Szene spezifischen Einstellungen angepasst werden.

Die richtigen Einstellungen hängen von der verwendeten Kamera ab. Hier ist es insbesondere wichtig zu wissen, wie viele Bilder pro Sekunde die Kamera in welchem Format konstant schreiben kann. Auch Einstellungen wie der ISO Wert oder die Veschlussart des Vorhangs sind Kamera spezifisch.

Die ideale Belichtungszeit

Die ideale Belichtungszeit ist 1/maximal mögliche konstante Bildrate pro Sekunde. Es gibt Gründe hiervon abzuweichen. Die optimale Belichtungszeit wird man über mehrere Sekunden in der Regel nur mit jpg Aufnahmen erreichen. Ist ein höherer Dynamikumfang oder eine größere Farbtiefe gewünscht, müssen die Aufnahmen in einem raw Format gemacht werden. Wie viele Aufnahmen die Kamera hier in einer bestimmten Situation schafft kann nicht genau berechnet werden und muss im Zweifel ausgetestet werden.

Die zur echten Langzeitbelichtung äquivalente Zeit entspricht der Summe der Belichtungszeiten aller zu verrechnender Aufnahmen. Werden nur wenige Aufnahmen benötigt oder ist die Zielgesamtbelichtungszeit kurz, kann ein Raw-Format verwendet werden. Die Belichtungszeit kann auch verlängert werden, wenn die Kamera stark stabilisiert ist oder sie sehr ruhig gehalten werden kann.

Formate und Vorhang

Es ist zu bedenken, dass eine Langzeitbelichtung immer nur für bestimmte Bildbereiche, in denen Bewegung statt findet, relvant ist. Für statische Bereiche können Einzelaufnahmen mit völlig anderen Einstellungen verwendet werden. Die Umstellung der Kameraeinstellungen ohne Veränderung des Bildausschnitts erfordert etwas Übung. Nach Möglichkeit werden statische Bereiche im raw Format und sich bewegende Bereiche im jpg Format aufgenommen.

Es empfiehlt sich die Verwendung des elektronischen Verschlusses, da dieser meist eine höhere Bildrate ermöglicht. Rolling Shutter Effekte sind an dieser Stelle irrelevant. Zu beachten ist, dass die Farbtiefe bei vielen Kameras bei Verwendung des elektronischen Verschlusses von 14-Bit auf 12-Bit reduziert wird. Bei jpg oder heif Aufnahmen beträgt die Farbtiefe ohnehin 12-Bit, da diese Formate keine größere Farbtiefe unterstützten. Bei Verwendung des elektronischen Verschlusses sind keinerlei mechanischen Teile involviert. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die Kamera somit keinem Verschleiß unterliegt, der Shutter Couter läuft nicht mit. Die AE-Speicherung (Automatic Exposue Lock) stellt sicher, dass alle Fotos gleich belichtet sind.

Hilfsmittel vor Ort

Für den Erfolg der Aufnahme ist es elementar wichtig, die Kamera ruhig zu halten. Bei stabilisierten Objektiven und Kameras ist das kein Thema. Die EOS R5 beispielsweise stabilisiert 8 Stops. Bei einer stabilisierten Belichtung von 1/20 entspricht dies einer unstabilisierten Belichtungszeit von 1/5120.

Die größere Herausforderung besteht darin, den Bildausschnitt konstant zu halten. Ein Anlehnen des Oberkörpers oder ein Aufstützen hilft sehr. Weiterhin sind die Waage im Sucher und das Gitter wichtige Hilfsmittel. Es ist hilfreich, einen markanten Punkt im Foto genau auf einen Schnittpunkt der Gitterlinien zu legen. Die Komposition sollte eine Crop-Reserve vorsehen, da bei der späteren Überlagerung immer ein gewisser Rand verloren geht.

Schlussendlich ist ein guter und richtiger Stand und die richtige Haltung der Kamera wichtig. Auch die Atmung hat entscheidenden Einfluss, da sich die Bewegung des Brustkorbs auf die Kamerra überträgt.

Nachbearbeitung

Geht man mit einem Raw Basisfoto und einer langen Fotoserie in die Nachbearbeitung bieten sich einzigartige Möglichkeiten.

Die Verrechnung der Fotos lässt sich in Anzahl und Auswahl variieren. Dies bedeutet, ich bestimme erst in der Nachbearbeitung, wie lange die effektive Belichtung sein soll. Wähle ich unterschiedliche Startfotos bekomme ich unterschiedliche Ergebnisse. Gibt es Bereiche mit unterschiedlicher Wasserdynamik kann für verschiedene Bereich eine unterschiedliche Belichtungszeit definiert werden.

Druch gezieltes Auslassen einzelner Aufnahmen werden Lücken in der Belichtung erzeugt, die besondere Effekte auslösen können. Somit bietet diese Technik Möglichkeiten, die eine normale Langzeitbelichtung nicht hat.

Fazit

Die von mir verwendete Technik für Langzeitbelichtung aus der freien Hand erfordert etwas Erfahrung und Einiges an Übung. Die richtigen Einstellungen für die eigene Kamera sind schnell gefunden. Beherrscht man den schnelle Wechsel zwischen den Einstellungen kann man mit dem Verfahren jederzeit und ohne Zeitaufwand Langzeitbelichtungen anfertigen, auch an Stellen, wo es aus verschiedenen Gründen mit Stativ und Filter nicht möglich ist.