Welche Auflösung in DPI für welchen Druck?
Welche Auflösung in DPI benötigt man für einen Druck?
Fragt man Experten für Drucke nach der benötigten Auflösung für einen gewünschten Druck erhält man oft die pauschale Antwort: „300dpi oder mehr“. Warum diese Antwort per se unsinnig ist lesen sie hier. Kann man diese Frage überhaupt pauschal beantworten?
Die Antwort hängt vom Einzelfall ab. Von der Art und Qualität des vorliegenden Bildmaterials und vom Druckmedium.
Warum ausgerechnet 300dpi?
Um zu verstehen warum sich dieser Wert als quasi Standard etabliert hat muss man zunächst verstehen, was das menschliche Auge leisten kann. Ist die Auflösungsgrenze des menschlichen Auges erreicht spielt es keine Rolle, ob ein Ausdruck eine noch höhere Auflösung hat, denn wir können diese Unterschiede nicht mehr sehen. Folglich ist die kleinste Auflösung, bei der das menschliche Auge keine Unterschiede zwischen den Druckpunkten erkennen kann ausreichend und als optimal zu bezeichnen.
Etwas Mathematik
Die Augen haben nach aktueller wissenschaftlicher Auffassung bei normalsichtigen Menschen eine Winkelauflösung von einer Bogenminute bzw. Winkelminute. Ein Vollwinkel entspricht 360°. Per Definition ist eine Winkelminute in Analogie zur Zeitmessung – 60 Minuten = 1 Stunde – der sechzigste Teil eines Grades , also 1° / 60 = 0,01666…°.
Für das Betrachten von Gegenständen, z.B. Fotos oder das Lesen von Texten, ist ein Mindestabstand von 25-30 cm für das Auge angenehm. Alles was näher am Auge ist wirkt schnell ermüdend. Bei der Erstellung von Flyern und Broschüren geht man deswegen von einem Betrachtungsabstand von 30 cm aus.
Was bedeuted dies nun für die benötigte Auflösung?
Der Tangenz eines Winkels berechnet sich aus dem Abstand zweier Punkte geteilt durch den Betrachtungsabstand.
tan(α) =
Auflösung
/
Betrachtungsabstand
mit Werten:
tan(
1°
/
60
) =
Punktabstand, den das Auge unterscheiden kann
/
30cm
Löst man die Gleichung nach dem Punktabstand auf ergibt sich
Auflösung = tan(
1°
/
60
) x 30cm = 0,087 mm
Das Auge kann bei einem Gegenstand, den es mit 30cm Abstand betrachtet also zwei Punkte im Abstand von 0,087mm unterscheiden, das entspricht 114,94 Punkten auf einem Zentimeter oder 292 Punkten pro Zoll (DPI = Dots per Inch).
Jetzt wissen wir, warum sich 300dpi als Standard eingebürgert hat. Drucken wir mit einer Auflösung von 300 dpi kann ein normalsichtiger Mensch, der einen Druck mit dem gängigen Mindestbetrachtungsabstand von 30cm betrachtet, zwei Druckpunkten nicht mehr einzeln wahrnehmen.
Ab sofort drucken wir also immer mit 300dpi? Richtig? Falsch!
Alle oben aufgeführten Berechnungen sind rein theoretische Grundlagen. In der Praxis gibt es eine Vielzahl anderer Faktoren, die über das Druckbild eines Fotos entscheiden.
Zum Unterscheiden zweier Punkte benötigt das Auge Kontrast. Um jeden Punkt eines 292 DPI Drucks zu sehen müsste also ein schwarzer Punkt neben einem weißen und der wiederum neben einem schwarzen usw. sein. Bei wie vielen Fotos ist das der Fall und wie lange würden sie sich diese Details anschauen wollen bzw. können bevor das Auge vollständig ermüdet? In der Praxis ist also alleine aus diesem Grund in den meisten Fällen ein deutlich geringerer DPI Wert ausreichend, weil alleine auf Grund des Kontrastes bei z.B. Landschaftsaufnahmen die Unterscheidung einzelner Punkte schon schwierig ist.
Weiterhin ist es entscheidend, dass das Bildmaterial an sich eine hohe Qualität aufweist, ansonsten kann auch ein Druck mit hohem DPI Wert Fehler im Quellmaterial nicht verbessern. Ein Aufnahme sollte die bestmögliche Schärfe und ein möglichst geringes Rauschen aufweisen und die Kontraste sollten in allen relevanten Bildbereichen herausgearbeitet sein.
Auch das Druckmedium ist entscheidend. Auf Leinwand oder Textil lassen sich hervorragende Druckergebnis deutlich unter 100DPI erzielen, weil das Druckmedium an sich strukturiert ist und ein höhere Punktdichte ohnehin nicht wiedergeben kann. Druckt man auf hochwertiges Fotopapier wird die Auflösung bedeutend wichtiger.
Schlussendlich ist auch entscheidend, wie ein Foto verwendet werden soll. Einen großformatigen Ausdruck schaut man sich in der Regel nicht mit 30cm Entfernung an. Steht man nur einen Meter von dem Foto weg ist das Auge gemäß obiger Berechnung schon mit einer Auflösung von mehr als 100 DPI überfordert und kann selbst unter optimalen Bedingungen keine Punkte mehr unterscheiden.
Die folgende Tabelle zeigt die maximale Auflösefähigkeit des Auges in Abhängigkeit vom Betrachtungsabstand.
Druckgröße | Betrachtungsabstand | Empfohlene Auflösung |
---|---|---|
Kleine Fotos, die in der Hand gehalten werden | 30 cm | ca. 300 dpi |
Wandbilder | 1 m | ab ca. 100 dpi |
Wandbilder auf Leinwand / Textil | 1m | ab ca. 75 dpi |
Plakate ab Din A1 | > 2m | ab ca. 50 dpi |
Zusammengefasst:
- Der DPI Wert alleine sagt nichts über die zu erwartende Qualität des Ausdrucks aus.
- Das Druckmedium ist für die Druckqualität entscheidend. Fotopapier ist nicht gleich Fotopapier.
- Bei einem kleineren Foto ist mit einem geringeren Betrachtungsabstand zu rechnen, diese sollten mit entsprechend höherer Auflösung gedruckt werden. Dies trifft auch auf besonders detailreiche Fotos zu wie z.B. ein Panorama einer Skyline
- Bei größeren Drucken sind bis ca. 150 DPI auf Grund von Betrachtungsabstand und Kontrastverteilung Drucke in hervorragender Qualität möglich.
- Der DPI Wert hängt auch vom Druckmedium ab. Bei Leinwand oder Textildruck sind bis ca. 75 DPI perfekte Ergebnisse zu erreichen. Auf Fotopapier hängt die Druckqualität unterhalb 150DPI vom Motiv ab. Ab hier gehen Details verloren, was für viele Landschaftaufnahmen nicht so relevant ist, für den Ausdruck einer detailreichen Gebäudeaufnahme oder einer Aufnahme mit klarer Linienführung wäre diese Auflösung zu gering.
- Für bestmögliche Druckergebnisse muss das Foto an sich selbstverständlich in höchster Qualität vorliegen, d.h. vor allem muss es scharf, rauschfrei und kontrastreich sein. Hierfür ist nicht nur eine gute Kameraausstattung mit hochwertigen Objektiven nötig, die Fotos müssen auch in der Nachbearbeitung entsprechend aufbereitet werden.
Als Orientierung gebe ich bei allen meinen Fotos, die ich zum Kauf anbiete, im Reiter „Zusätzliche Informationen“ die maximal mögliche Druckauflösung in DPI an.
Bei einem 30MP Foto ergeben sich beispielsweise folgende Wert:
Gerne können sie mich bei Fragen kontaktieren.